PHIL MINTON London (GB)
 
Phil Minton
Am Anfang war nicht das Wort, sondern der musikalische Urlaut - als unmittelbarster Ausdruck der menschlichen Gefühle: Phil Minton (*1940) scheint dieses Konzept der Frühromantiker in die Avantgarde des 21. Jahrhunderts transportiert zu haben. Der Jazzsänger und -trompeter aus der Londoner Free-Jazz-Szene hat sich insbesondere als Vokalist einen Namen gemacht, 1988 wurde er von der Zeitschrift »Jazz Forum« gar als bester männlicher Jazz-Sänger Europas ausgezeichnet. Zum Gesang kam er durch Mike Westbrook, mit dem er in zahlreichen Projekten mitwirkte. Nebst seinem Engagement in Theater- und Filmmusik-Produktionen wurde Minton auch durch Plattenaufnahmen bekannt; zu erwähnen ist etwa die langjährige Zusammenarbeit mit dem Pianisten Veryan Weston, mit dem er unter anderem das Chor-Oratorium »Songs from a Prison Diary« eingespielt hat.
Phil Mintons Gesangsstil ist voller ekstatischer Momente und fantasiereicher Geräuschbeigaben, seine Stimme spricht eine Sprache jenseits der Sprache, seine Urlaute sind gleichsam veredelt, sei es, indem er die Töne förmlich aus sich herauswringt, sei es, indem er sie anwachsen lässt zu einem herzzerreissenden Aufschrei - und so mitunter zum Ankläger gegen jegliche Form von Unterdrückung wird.