Obwohl die Musik von »millefleurs« avantgardistisch anmutet, wurzelt sie gleich doppelt im Mittelalter. Der Name des frei improvisierenden, international besetzten Vokalensembles leitet sich nämlich aus der gotischen Teppichweberei ab und bezeichnet dort den ornamentalen Blumenhintergrund auf Bildteppichen. Was zunächst wie ein harmonisches Dekor wirkt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Muster mit punktuellen Nuancen. Auf diese Weise versteht das seit 1999 bestehende Ensemble auch sein improvisatorisches Schaffen: »Die Musik von Millefleurs changiert zwischen monochromen chorischen Feldern und individuellen Aktionen einzelner Stimmen, den Blumen, aus denen die klingenden Felder gewebt sind.« Der zweite Mittelalter- Bezug betrifft die Tradition der europäischen Vokalpolyphonie mit ihren kunstvollen Stimmgeflechten. Strukturell ist »millefleurs« aber ganz der Praxis aktueller improvisierter Musik verpflichtet. Abgesehen von wenigen Absprachen wie etwa der Aufstellung im Raum wird auf musikalische Vorgaben weitgehend verzichtet. Dennoch trägt jedes Konzert die unvergleichliche Handschrift des Ensembles – eine Frucht kontinuierlicher und konsequenter Arbeit.

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