Yan Jun (CHN) field recording, Stimme, Electronics
Das Experimentelle ist ein bedeutendes Charakteristikum der chinesischen Gesellschaft und der Menschen. In den letzten 30 Jahren haben die Menschen mit allem experimentiert. Dementsprechend ist fast alles hier echt Avantgarde.“ Yan Juns Diagnose der rasant wachsenden alternativen Kulturszene Chinas trifft auch den Kern seiner eigenen künstlerischen Arbeit. Denn Yan Jun hat diese blühende Szene ebenso geprägt wie sie ihn geprägt hat. 1999 kam Jun nach Peking, fasziniert von der experimentellen Rock- und Punkmusik westlicher Bands, die hier auf fruchtbaren Boden stiess. Als Musikkritiker, Journalist und Labelgründer gab er dieser neuen wilden Ausdrucksform eine gewichtige Stimme. Im Geiste der unbändigen Experimentierwut dieser Szene begann er sein eigenes künstlerisches Idiom zu entwickeln, eine radikale Sprache, die die Grenzen zwischen Musik, Poesie, bildender Kunst und Performance auflöst. Eine Serie von Wohnzimmerkonzerten verarbeitete er in einer multimedialen Collage von Bild, Video und Sound, andere Arbeiten werden an grossen Kunstmessen gezeigt. Als improvisierender Musiker nutzt er field recordings (Aufnahmen vorgefundener Klanglandschaften) und Geräusche, die er in ihrer Klanglichkeit entfremdet und in die Extremen des Frequenzspektrums steuert.