MARIANNE SCHUPPE »Songs« Stimme, Laute, E-bows
Die »Songs« von Marianne Schuppe sind ein wachsender Korpus von Solostücken, die eine Art losen Zyklus bilden. Kurze melodische Einfälle legen sich über den Klang einer akustischen Laute, die mit eigens für dieses Projekt gefertigten E-bows gespielt wird. Die irisierenden und doch gleichermassen statischen Lautentöne bilden einen Teppich, einen Resonanzkörper für die gesungenen Texte. Die aus Göttingen stammende Sängerin und Komponistin Marianne Schuppe studierte Musik und Kunst in Deutschland, zudem Gesang in Indien und Rom. Im Bereich der neuen Musik trat sie als Interpretin bei vielen Uraufführungen, darunter beinahe sämtlichen Solovokalkompositionen des italienischen Avantgarde-Komponisten Giacinto Scelsi, in Erscheinung. In ihren eigenen Vokalkompositionen und Performances, in denen sie meist auch eigene Texte verwendet, erforscht sie die Verbindungen von Wörtern, Lauten und Klängen mit all ihren möglichen Modulationen und ihrer gegenseitigen Beeinflussung im Moment der Äusserung. Dabei führt Marianne Schuppe ihre Stimme an die Grenzen der Intensität und des emotionalen Ausdrucks. Worte und Text, mögen sie noch so fragmentiert sein, werden nicht nur gesungen, sie werden inszeniert. Spielen nun viele zeitgenössische Vokalkompositionen mit dem Zerfall der Sprache, so bedeuten die »Songs« eine Rückkehr zur Ganzheit des Wortes. Das Verschmelzen von Stimme, Wort und Instrumentalklang führt gewissermassen zur Urform des Liedgesangs zurück, zum »Song« eben.